Tehran – Isfahan 5.11. – 16.11.2012

Wir bahnen unseren Weg in südlicher Richtung aus dem Verkehrsgewühl von Teheran heraus. Wie bei jeder Grossstadt begleiten uns noch lange hässliche Vororte mit schmutzigen Industriezonen und viel Dreck am Strassenrand. Die Strecke führt uns über viele Hügel entlang der Kavir-Wüste. Trotz Wintermonaten wird es tagsüber noch so warm, dass sich unter Vrenis Kopftuch und dem langen Umhang ein fast tropisches Klima bildet.

Wir zelten die erste Nacht, gut versteckt hinter ein paar Erdhügeln, auf einer neu planierten Strasse. Gut versteckt haben wir gedacht, denn es taucht noch ein Auto mit fünf Iranern auf, welche sich versichern wollen, dass wir die beiden unweit von unserem Schlafplatz parkierten Strassenwalzen nicht klauen. Danach glauben wir unsere wohlverdiente Nachtruhe auf sicher zu haben, bis wir in unseren Schlafsäcken liegen und irgendetwas andauernd an unserem Zelt zerrt und reisst. Mit der Taschenlampe bewaffnet, versucht Andi den Störefried ausfindig zu machen und entdeckt diesen in sicherer Distanz am Boden lauernd. Mit funkelnden Augen starrt ihn ein marderähnliches Tier entgegen. Am anderen Morgen fehlt uns prompt ein Zeltpflock, welchen wir ein paar Meter weiter entfernt wieder orten.

Mit Qom erreichen wir nach Mashhad das zweit wichtigste religiöse Zentrum in Iran. Jedes Jahr strömen Millionen von Pilgern in diese Stadt und die Anzahl der Religionsstudenten beträgt über 50’000. Die Frauen, für die es Pflicht ist einen Chador zu tragen, huschen mit gesenktem Kopf durch die Strassen und die vielen herumstolzierenden Mullahs würdigen uns mit keinem Blick.

Anderntags treffen wir in Kashan ein, wo wir prachtvolle renovierte Bürgerhäuser aus dem 19. Jahrhundert besichtigen. Um grosse Innenhöfe mit Wasserbecken und kleinen Gartenanlagen gruppieren sich zahlreiche Wohngebäude mit schönen Stuckdekorationen, Spiegelpartien und farbigen Fliesen und Kuppeln. Weil Vreni zum ersten Mal auf dieser Reise krank wird, bleiben wir zwei Tage länger als geplant. Der Zufall will es, dass wir im selben Hotel noch andere Schweizer antreffen. Silvana, Werni und der kleine Michael aus der Ostschweiz, welche mit ihrem alten Renault Estafette nach Indien unterwegs sind.

Nach Kashan passiern wir ein riesiges Militärgebiet mit unzähligen Flugzeugabwehr-Anlagen und Bewachungstürmen. Wir werden schon nach wenigen Metern von einer Patrouille gestoppt, welche unsere Pässe, das Handy und die Kamera mit all unseren geschossen Bildern kontrolliert. Danach weichen sie nicht mehr von unserer Seite bis wir das Gebiet wieder verlassen haben. Wir erfahren erst abends in Natanz von einem Englischlehrer, dass hier das umstrittene nukleare Kraftwerk gebaut wird.

Im einzigen Hotel der Stadt haben wir das erste Mal Probleme, weil in Iran nur verheiratete Paare ein Doppelzimmer beziehen dürfen. (bei Touristen wird meist eine Ausnahme gemacht). Weil in unseren Pässen und im Visum der Zivilstand nicht ersichtlich ist, will der alte Hotelbesitzer partout unsere Lüge nicht schlucken, dass wir verheiratet sind. Erst nach längerem diskutieren, drückt er zähneknirschend ein Auge zu.

Am anderen Morgen regnet es zum ersten Mal, seit wir in Iran sind und mit dem Regen sind auch die Temperaturen merklich gesunken. Wir ziehen durch eine einsame und öde Hochebene, wo weit und breit kein Dorf, Laden oder Restaurant auftaucht. Kurz nach Sonnenuntergang werden wir von einer Polizeistreife gestoppt und wir müssen ein weiteres Mal die Pässe aus unseren Taschen kramen. Nach dem wir ihnen erklärt haben, dass wir im Zelt schlafen wollen, eskortieren sie uns zu einer Moschee, wo wir in einem einfachen, warmen Raum übernachten dürfen. Wir sind froh darüber, denn es fängt bereits wieder an zu regnen und stürmen.

Nach 460 Kilometer erreichen wir die auf 1575 Meter gelegene Stadt Isfahan. Der um die Stadt herum aufgebaute Industriegürtel gehört zu den wichtigsten industriellen Zentren des Landes. Mit seinen prächtigen Moscheen, zahlreichen Palästen mit ausgedehnten Gartenanlagen und mehreren imposanten Brücken galt Isfahn im 17. Jahrhundert als eine der schönsten Städte der Welt. Noch heute hat keine andere Stadt im Mittleren Osten die Schönheit der Vergangenheit so bewahrt wie Isfahan.

Wir freuen uns auf dieses Juwel einer Stadt, welche der französische Schriftsteller und Reisende Pierre Lotti sogar mal mit dem Garten Eden verglichen hat.

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