Bangkok – Emmenbrücke 28.06. – 09.07.2013

Unseren letzten gemeinsamen ride2east – Tag verbringen wir mit dem Organisieren von Vrenis Rückflug.
Die erste Herausforderung ist das Finden eines genug grossen Taxis für den Fahrradtransport und weil Swiss dieses nur in einer Box oder speziellen Fahrradtasche transportiert, müssen wir mit der Metro zur Firma Pro Bike düsen, um dort eine leere Fahrradschachtel zu ergattern. Weil sich der Hauptakteur aber noch im Service befindet, können wir diesen erst nachmittags abholen und wie es so ist, wenn man im Stress ist, klappt nicht immer alles. Der gute Rikshaw-Fahrer verwechselt die Adresse und will uns an einen komplett andern Ort abladen. Doch nix da, wir haben keine Zeit für eine Sightseeing-Tour und er muss uns für den gleichen Preis zum Bikeshop bringen.

Um 5pm werden wir vom Taxifahrer beim Hotel abgeholt, welcher sich über eine Stunde lang durch den dichten Freitagsverkehr bis zum internationalen Flughafen kämpft. Hier bleibt uns nur noch wenig Zeit, denn schon um 9pm heisst es definitiv Abschied nehmen. Nach über einem Jahr, fast 24 Stunden zusammen, verschwindet Vreni über eine Rolltreppe im Flughafeninnern und taucht kurze Zeit später hinter einer grossen Glasscheibe vor der Zollkontrolle wieder auf. Fast ein wenig wie bei Big Brother, nur dass sie Thailand ohne die Abwahl der Zuschauer verlässt.

Ein Rumpeln lässt mich aus meinen Träumen hochschrecken als die Maschine auf der Landebahn aufsetzt. Nach elf Stunden Flugzeit bin ich in Zürich-Kloten gelandet. Mein Herz schlägt bis zum Hals, denn ich bin mehr als nur nervös. Bald bin ich wieder zuhause. Ich habe zwar während der letzten Zeit versucht mich auf diesen Moment vorzubereiten, doch wenn man so weit weg ist, kann man dies doch nicht ganz richtig. Zum letzten Mal nehme ich meinen treuen Begleiter nach einem Flug in Empfang und stelle das Gepäck auf den Rolli. Mit dem Wissen, dass die Reise nun definitiv zu Ende ist, schreite ich mit einem dicken Kloss im Hals durch die Ankunftshalle. Von weitem schon höre ich meine mich empfangende Familie und wir fallen uns mit Tränen in den Augen hinter der Besucherabschrankung in die Arme. Zuhause wartet die nächste Überraschung, denn meine Freunde stehen allesamt in der Stube und begrüssen mich mit einem breiten Grinsen im Gesicht. So macht Heimkommen Spass.

Seit mehr als einer Woche bin ich nun wieder daheim und ich habe mich gut eingelebt. Ich habe mittlerweile mehrmals gemütlich mit meinen Girls gefrühstückt, viele Reisefragen beantwortet, den Arbeitsvertrag unterschrieben, eine Agenda gekauft und Termine eingetragen, Wäsche gewaschen und Fenster geputzt (ich habe es nicht verlernt).

Auch mit dem Auto habe ich mich auf die Strasse gewagt und nach 13 Monaten pedalen, davon die Hälfte mit Linksverkehr, ging dies „ringer“ als ich dachte. Im Kühlschrank steht wieder eine
Flasche Martini, ich habe genüsslich den ersten Servelat mit Mayonnaise gegessen und auch die letzte Aktenzeichen XY Sendung bereits angeschaut.

Dass ich nun definitiv wieder in der Schweiz und nicht mehr in Indien bin, wurde mir als Fussgänger bewusst. Keine zwei Sekunden auf dem Trottoir wartend, hielten die Autofahrer bereits an und liessen mich freundlich über die gelben Streifen marschieren. 

Das einzige, was mir bereits schon wieder fehlt ist die Zeit. Dies war der grosse Luxus, den ich auf unserer Reise so genossen habe. Zeit zu haben, Zeit füreinander, für andere und für mich selbst. Ausserdem habe ich die wirklich kleinen Dinge schätzen gelernt. Es gibt nichts schöneres als morgens unter einer heissen Dusche stehen zu können, ein sauberes WC zu benützen und jederzeit genügend Strom zur Verfügung zu haben. Ich hoffe, dass mir diese Dinge noch lange nicht als selbstverständlich erscheinen.

Auch haben mich einige Leute schon gefragt, ob ich mich denn überhaupt noch auf die Arbeit freue. Die Antwort lautet definitiv JA, denn für mich beginnt ein neuer Abschnitt und dazu gehört nun mal die Arbeit. Es nützt auch nicht der Vergangenheit nach zu trauern, denn wenn ich etwas gelernt habe, dann ist es in der Gegenwart zu leben und den Moment zu geniessen. Und sollte es doch manchmal schwierige Momente geben, habe ich tausend schöne Erinnerungen, die mich wieder aufheitern werden. Seien es die herzlichen Begegnungen in der Türkei, die immense Gastfreundschaft der Iraner, die unvergesslichen Landschaften, der Sternenhimmel über Kaschmir und die vielen im Winde wehenden Friedensflaggen auf den hohen Pässen in Ladakh.

Herzlichen Dank an alle, welche mit Interesse unser Abenteuer verfolgt haben und für die vielen Gästebucheinträge, die netten Mails und die Päckli mit süssem Inhalt. Bedanken möchte ich mich auch bei Alin und Lena und meinen Freunden, die mir einen wunderschönen Empfang bereitet haben.

Ein Dankeschön all den netten Menschen, die wir im Laufe unserer Reise getroffen haben, denn diese haben unsere Reise zu dem gemacht, was uns in Erinnerung bleiben wird.

Mein grösster Dank gehört jedoch Andi für seinen Mut mich auf dieses Abenteuer mit zunehmen. Mit ihm verbrachte ich eine unvergessliche Zeit mit Weinen und Lachen, bei Hitze und Kälte, bei Sonnenschein und Regen, auf schneebedeckten Pässen und am tosenden Meer, im Zelt unter freiem Himmel und in verlotterten Hotelzimmern, auf asphaltierten Strassen oder Schotterpisten, mit Rücken- oder Gegenwind und in Klöstern und Moscheen.

Danke Andi, ich konnte mich jederzeit 100 Prozent auf dich verlassen und „inschallah“
satteln wir unsere Räder irgendwann nochmals gemeinsam.

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