Srinagar – Leh 27.04. – 19.05.2013

Unsere Zeit in Srinagar verbringen wir mit Lesen, Schreiben und der Stadt entdecken. Wir geniessen unser Hausboot und machen eine Shikara Fahrt morgens um fünf Uhr zum schwimmenden Gemüsemarkt. Wir können sogar Vrenis hydraulische Bremse selber reparieren und so steht uns nach zehn Tagen für die Weiterfahrt nichts mehr im Weg.

Noch 450 Kilometer Abenteuer mit drei grossen Pässen liegen vor uns. Wir haben Respekt vor dieser Strecke, da wir nicht wissen, wie die Strassenverhältnisse sind und ob wir mit der Höhe zurechtkommen werden. Schon auf der ersten Tagesetappe nach Sonamarg werden wir verregnet und weil es unter diesen Umständen immer gefährlich ist den Zoji La zu überqueren, müssen wir einen Tag länger als geplant in diesem Nest ausharren.Wir mischen uns unter die vielen indischen Touristen und lassen uns von einem Pony einen kleinen Berg hochtragen. Der versprochene Gletscher entpuppt sich als halb geschmolzenes Schneefeld. Die geschäftstüchtigen Kaschmiris versuchen offenbar nicht nur die indischen Touristen für dumm zu verkaufen. Weil es hier auf 2’700 m.ü.M. abends empfindlich kalt wird, kriechen wir mit einer mit heissem Wasser gefüllten Pet-Flasche in unseren Schlafsack, welche uns bis in den Morgen hinein das Herz erwärmt.

Die Sonne schlummert noch hinter den Bergen als wir am nächsten Morgen zum Aufstieg unseres ersten grossen Passes starten. Die Fahrt führt uns entlang einer imposanten Bergkulisse und wir können uns kaum satt sehen und satt fotografieren. Auf den letzten fünf Kilometern der Serpentinenstrasse kommen wir nur noch schiebend vorwärts, da diese nur noch aus Schlamm und Morast besteht und bis zu 12% steil ist. Zu allem Übel werden wir genau auf diesem Streckenabschnitt von einem Konvoi mit hundert Militärlastwagen überholt. Wir müssen immer wieder an den Strassenrand ausweichen, wo es ohne Leitplanken lebensgefährlich den Abhang hinuntergeht. Nach sechs Stunden und mit nassen und kalten Füssen erreichen wir die tiefverschneite Passhöhe des Zoji La auf 3’550 m.ü.M.
Kurze Zeit später schon holen wir den Militärkonvoi wieder ein, da mehrere Lawinen die Strasse verschüttet haben. So heisst es Geduld üben bis ein Schneepflug auftaucht und die gewaltigen Schneemassen weggeräumt hat. Wir erreichen das 68 Kilometer entfernte Drass nach Sonnenuntergang, retten uns in die Wärme eines Hotels und stürzen uns heisshungrig auf das kleine aber feine Pouletstück mit Reis (seit über vier Monaten das erste Stück Fleisch).

Unsere weitere Strecke über Kargil nach Mülbekh führt uns durch kleine Bauerndörfer und an grün leuchtenden Gemüse- und Kornfeldern vorbei. Wir fahren entlang ausgetrockneter Flussbetten und
erblicken am Horizont immer wieder tief verschneite Berge. Mit Mulbekh erreichen wir das erste buddhistische Dorf. Die Häuser sind mit Friedensflaggen geschmückt und die Architektur wie auch das Aussehen der Menschen hat sich zu Kaschmir verändert. Wir sind definitiv in Ladakh angekommen.

Der nächste Tag nach Lamayuru ist der härteste auf unserer Reise, da wir mit dem Namika La (3’838 m.ü.M) und dem Fotu La (4’114 m.ü.M) die höchsten Pässe überqueren. Wir spüren die dünne Luft beim Aufstieg und müssen immer wieder einen Halt einlegen. Dafür ist die Freude umso grösser, als wir die mit Friedensflaggen verzierten Passhöhen geschafft haben. Unsere restliche Energie reicht sogar noch für ein kleines Tänzchen und eine Polonaise für die Videokamera. Bis Lamayuru können wir unsere stählernen „Yaks“ sausen lassen und finden ein freundliches Zuhause bei einer ladakhischen Familie. Abends nehmen wir das Essen am Boden sitzend um einen mit Yakdung beheizten Ofen ein. Die Abende sind kurz, da das Dorf nur von 19 -22.30 Uhr mit Strom versorgt wird. Wir besuchen das auf einem bizarren Felsen gebaute, über ganz Lamayuru thronende Kloster. Wir geniessen das einfache Leben und sind erstaunt mit wie wenig die Menschen glücklich sind. Da man in Ladakh Wasser sparen sollte, müssen auch wir unsere hygienischen Bedürfnisse aufs Minimum reduzieren. So gibt es nur einen heissen Eimer voll mit Wasser zum Duschen und Kleider waschen. Dafür kommt unser Deo zum doppelten Einsatz.

Die Weiterfahrt in Richtung Leh ist genauso imposant und unvergesslich wie die vorhergehende Strecke. Wir fahren weite Stücke entlang des türkisfarbenen Indus und nehmen uns viel Zeit zum Geniessen.

In Nimmo besuchen wir die erste der drei Schulen von Aktion Ladakh. Wir werden herzlich begrüsst und die Volontärin Karin aus der Schweiz stellt uns die Schule und den Kindergarten vor. Wir sind erfreut zu sehen wie gut Aktion Ladakh ihre Spendengelder einsetzt und sind stolz, dass auch wir dank unseren vielen Spendern einen Teil dazu beitragen können. Nächste Woche besuchen wir die Schule in Spituk und werden darüber noch berichten.

Nach genau 369 Tagen treffen wir mit den letzten Sonnenstrahlen in Leh ein. Hurra, wir haben es mit eigener Muskelkraft bis ins ehemalige Königreich Ladakh geschafft. Ein Traum ist in Erfüllung gegangen! Nun wollen wir Leh und die Umgebung entdecken, die tibetischen Märkte unsicher machen, Buttertee schlürfen, Momos und Tupka essen.

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Eine Antwort zu Srinagar – Leh 27.04. – 19.05.2013

  1. Christian schreibt:

    Grandios, wir gratulieren zur „Zieleinfahrt“ und wünschen euch viel Spass beim Geniessen in Ladakh und später in Thailand! Mit den besten Grüssen aus Griechenland – auf dem Weg ostwärts nach Asien…

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