Shiraz – Bandar Abbas – Tehran 5.12. – 19.12.2012

Zu viert verlassen wir Shiraz in Richtung Süden und noch rund 600 Kilometer trennen uns von Bandar Abbas am Persischen Golf. Der Himmel ist bewölkt und es bläst uns ein kalter Wind ins Gesicht. Wir ziehen an weiss leuchtenden Baumwollfeldern vorbei und durch ein etwas makaberes Dorf, wo vor jedem Haus geschlachtete Ziegen baumeln. Den Metzgern kann man direkt bei der Arbeit zuschauen, während die noch lebenden, nervös meckernden Ziegen in improvisierten Gehegen auf den Tod warten. Der Schweizer Tierschutz würde hier jeden Laden dicht machen.

Je südlicher wir kommen, umso wärmer wird das Klima und umso trockener und sandiger die Gegend. Wir kämpfen uns etliche Pässe hoch, werden jedoch bei jeder Abfahrt mit grandiosen Landschaften entschädigt. Wir erleben auf dieser Strecke Regen und Kälte sowie pralle Sonne und Hitze. Als wir die ersten Palmen und Dromedare entdecken, wissen wir, dass wir den Süden definitiv erreicht haben.

Die Zeit mit Therese und Jost ist überaus kurzweilig, spannend und amüsant. Wir sehen wie andere reisen und können gegenseitig voneinander profitieren. Wir erregen zu viert noch mehr Aufsehen und werden sogar von einem TV-Mann auf einem Motorrad gefilmt. Vor Rostaq eskortiert uns eine Polizeistreife im Dunkeln bis zur nächsten Station, weil sie uns nicht im Freien zelten lassen will. Als wir dem Polizeichef dann aber in seinem Quartier nicht willkommen sind, sollten wir unser Zelt direkt an der Strasse unter einer hell leuchtenden Laterne aufstellen. Da wir uns weigern, wollen sie uns weitere 25 Kilometer eskortieren. Wir wehren uns auch gegen diese noch unsinnigere Idee und so scharen sich die Polizisten ratlos um die vier erschöpften Schweizer Radfahrer. Es werden unzählige Telefonate geführt, bis ein Lehrer auftaucht und uns zu seiner Schule führt. Hier dürfen wir im Gebetsraum unsere Schlafsäcke ausrollen, in Richtung Mekka wie es sich gehört und können im Schulgang das wohl verdiente Nachtessen kochen.

Nach acht Tagen und etwas müde der andauernden Frage „farsi baladi“ (sprechen Sie Farsi) oder „hello Mister“ erreichen wir die Hafenstadt Bandar Abbas. Der Hafen wurde im 17. Jh. von Shah Abbas gegründet nachdem er mit Hilfe der Engländer die Portugiesen vertrieben hatte. Heute ist es ein moderner Hafen, von wo aus vor allem Erzvorkommen wie Kupfer und Chrom verschifft werden. Die Stadt selber hat keinen grossen Charme und aus der 400jährigen Geschichte haben sich keine nennenswerten Bauwerke erhalten. Zu erwähnen ist der alte Hindutempel, welcher noch von dem früher starken Einfluss indischer und pakistanischer Händler zeugt.

Wir verbringen noch zwei gemeinsame Tage in der für uns unfreundlichsten Stadt Irans, bevor sich unsere Wege wieder trennen. Therese und Jost fahren weiter nach Kerman, während wir den Nachtzug besteigen, welcher uns in 21 Stunden nach Tehran zurückbringt.

Die Hauptstadt hat sich in den letzten sechs Wochen verändert. Es ist merklich kühl geworden, die Luft viel klarer und das nördliche Alborz-Gebirge ist mit einer Schneeschicht eingepudert. Wir fühlen uns fast wie in einem Wintersportort.

Wir müssen hier in Tehran das indische Visum beantragen, unser Gepäck für den Flug reduzieren und wieder einmal unsere Fahrräder aufpolieren.

Ob es uns gelingt für Weihnachten einen Baum, Kugeln und Kerzen aufzutreiben und der Weihnachtsmann uns hier in dieser riesigen Grossstadt findet?

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Eine Antwort zu Shiraz – Bandar Abbas – Tehran 5.12. – 19.12.2012

  1. Rolf Born schreibt:

    Ganz herzlichen DANK für die Weihnachtsgrüsse von eurer Reise. Der Gemeinderat Emmen wünscht euch weiterhin tolle Erlebnisse, frohe Weihnachtstage und dann gute Fahrt ins neue Jahr.
    Mit den besten Wünschen aus Emmen, Rolf

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