Nasik – Indore 6.1.2013 – 21.1.2013

Leider sind unsere Fahrräder und das Gepäck für die nächsten zwei Wochen in Dhar eingestellt und wir hausen seit ein paar Tagen im Vishesh Hospital in Indore. Nicht weil es uns hier so gut gefällt oder ein Arzt uns eingeladen hat, sondern weil uns zum ersten Mal auf dieser Reise grösseres Pech widerfahren ist. Vreni hatte vor vier Tagen einen Sturz und dabei ist beim Radialkopf am Ellbogen ein Splitter abgebrochen. Die erste Arztvisite fand in einem typisch indischen Spital in Dhar statt, wo die Kranken und Verletzten vor dem Eingang lagen und auf den Doktor warteten. Hier wurde Vrenis Arm mit einem aus dem Mittelalter stammenden Apparat geröntgt. Anhand eines Mini-Skeletts, welches auf dem Schreibtisch von Dr. Nigam stand, erklärte dieser uns, wo der Knochen abgesplittert war. So mussten wir am nächsten Morgen mit einem Bus auf einer furchtbar holprigen Fahrstrasse, mit so engen Sitzen, dass man bei jedem Schlagloch die Knies anschlug, nach Indore fahren. Dank dem Hotelmanager in Dhar hatten wir zum Glück schon eine Spitaladresse und wurden nach drei Stunden Wartezeit von Dr. Lavesh Agrawal herzlich empfangen. Der Zufall wollte es, dass er vor nur gerade vier Monaten in der Schweiz war und so zeigte er uns gleich als erstes auf seinem Handy stolz Fotos vom Pilatus und sogar ein Video von Alphornbläsern. Da er schon in Deutschland als Arzt gearbeitet und bereits diverse Auszeichnungen in Indien erhalten hat, wussten wir, dass wir beim richtigen Mann gelandet sind. Nach einem CT-Scan stand fest, dass der Ellbogen operiert werden musste. Als wir die Formalitäten mit Vrenis Unfallversicherung (Kostendeckung und in welchem Spital operiert werden darf) geklärt hatten, wurde der Operationstermin auf den nächsten Morgen festgelegt. Weil in Indien immer alles im Voraus bezahlt werden muss, tauschten wir unsere letzten Barreserven in Rupien um (das Geldbündel war mindestens drei Zentimeter dick). Die rund einstündige Operation war erfolgreich und das gesamte Personal (Andi konnte auch im Spital schlafen) kümmerte sich herzlich um uns. Jeden Tag streckten sicher zehn Leute ihren Kopf ins Zimmer, um hallo zu sagen und zu fragen wie es uns geht. Nun sind wir zuversichtlich, dass wir in rund zwei Wochen unser Abenteuer wieder fortsetzen können.

Doch nun wieder zurück zu unserer Reise. Wir verlassen Nasik nach zwei eindrücklichen Tagen und steuern das im Norden liegende Mandu an. Wie wir schon im letzten Blog erwähnt haben, leben in Indien noch immer viele Menschen ohne Toiletten. So passieren wir (vorallem in der frühen Morgenstunde und an den Stadträndern) unzählige auf den Feldern ihr Geschäft verrichtende Erwachsene und Kinder (was zelten praktisch unmöglich macht).

Wir begegnen auch zum ersten Mal einen mit Pilgern reisenden Elefanten, den wir mit viel Freude fotografieren und danach mit weniger Freude teuer bezahlen müssen. In Dhule, wo wir am zweiten Tag die Nacht verbringen wollen, dürfen wir das Zentrum nicht betreten, weil gerade Kämpfe zwischen Muslimen und Hindus stattfinden und es sogar Tote gegeben haben soll. Dank einem Tipp von einem netten Inder biegen wir anderntags in Dhamnod spontan nach Maheshwar ab, welches am heiligen Fluss Narmada liegt. Wir überholen auf dem Weg dahin unzählige zu Fuss reisende Pilger und Sadhus. Hier besichtigen wir das imposante Fort und setzen uns auf die Treppen am heiligen Fluss, worin sich die weit her angereisten Pilger baden und Frauen ihre Kleider waschen.

Wir erreichen zwei Tage später nach einem kurzen, aber steilen Anstieg (9-13%) das auf einem Hochplateau gelegene Mandu, welches früher „Stadt der Freude“ genannt wurde und in ganz Nordindien für seine rauschenden, im Vollmond abgehaltenen Feste bekannt war. Der damalige Herrscher soll ein Harem von 15’000 Frauen gehabt haben. Leider sind diese Frauen heute nicht mehr da, doch können wir den Jahaz Mahal (auch Schiffspalast genannt) bestaunen, welcher eine Länge von 110 Meter und eine Breite von nur gerade 15 Meter aufweist. Von der obersten Terrasse geniessen wir einen herrlichen Blick auf die zwei künstlichen Seen und die unzähligen, in der Umgebung verteilten Paläste und Tempel.

Als wir am nächsten Morgen Mandu wieder verlassen, wissen wir noch nichts vom Pech, welches uns ein paar Stunden später über den Weg rollt.

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2 Antworten zu Nasik – Indore 6.1.2013 – 21.1.2013

  1. Werni schreibt:

    Hallo ihr lieben
    Das sind ja Neuigkeiten gute Besserung an vreni
    -per Zufall im Internet endteckt:
    wir sind nun seit dem 17 januar in Agonda (Goa). haben Pakistan hinter uns gelassen. Wir erholen uns hier rund 4 Wochen vom reisestress und stechen dan über hampi nach Norden (Varanasi) richtung Nepal. habe euren Blog durch Zufall gefunden Alles gute wünsch ich euch werni
    Vieleicht treffen wir uns In Nepal
    werni.stoerfall@gmail.com– meldet euch!!!!
    Lieben Gruss auch von Michi und Silvana. v

    • ride2east schreibt:

      Hallo zäme
      Schön von euch zu hören… freut uns, dass es euch gut geht. Waren immer wieder auf Besuch auf euerem Blog und haben mit Freude gelesen, dass ihr ohne Probleme durch Pakistan gereist seit.
      Vreni geht es immer besser und wir sind zuversichtlich, dass wir in einer Woche weiterfahren können.

      Wir hoffen, dass Werni den Autoschlüssel im Sand wieder findet und vielleicht kreuzen sich ja unsere Weg per Zufall nochmals.

      Liebe Grüsse

      Andi und Vreni

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